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Aktuelle Version vom 19. November 2011, 16:56 Uhr
Erstes Buch Samuel
Kapitel 19
Vorläufige Aussöhnung
1 Saul machte vor seinem Sohn Jonatan und allen seinen Hofleuten kein Hehl daraus, daß er David töten wolle. Doch Jonatan, Sauls Sohn, hatte große Zuneigung zu David. 2 Daher hinterbrachte er David die Kunde: »Mein Vater Saul strebt danach, dich zu töten. Nimm dich also morgen früh in acht! Halte dich wohl verborgen und bleibe im Versteck! 3 Ich will hinausgehen und auf dem Felde, wo du dich aufhältst, neben meinen Vater treten. Dann will ich mit meinem Vater über dich reden. Erfahre ich dann irgend etwas, so teile ich es dir mit.«
4 Jonatan redete vor seinem Vater Saul über David Gutes und sprach zu ihm: »Möge sich doch der König nicht verfehlen wider seinen Knecht David; er hat sich doch auch nicht gegen dich verfehlt. Und was er tat, war dir sehr nützlich. 5 Er hat sein Leben gewagt, den Philister erschlagen, und der Herr vollbrachte durch ihn an ganz Israel große Heilstaten. Du hast es gesehen und dich gefreut. Warum willst du dich an schuldlosem Blut verfehlen und David ohne Grund töten?« 6 Saul hörte auf die Mahnungen Jonatans und tat einen Schwur: »So wahr der Herr lebt, er soll nicht sterben!« 7 Jonatan rief David, teilte ihm alle diese Worte mit und führte David zu Saul. Er befand sich also in seiner Umgebung wie ehedem. 8 Der Krieg aber dauerte weiter. So zog denn David ins Feld, kämpfte gegen die Philister und brachte ihnen eine große Niederlage bei, so daß sie vor ihm fliehen mußten.
Michal rettet David
9 Doch ein schlimmer Geist des Herrn kam über Saul. Er saß in seinem Haus, die Lanze in seiner Hand, während David auf den Saiten spielte. 10 Saul versuchte, David mit der Lanze an die Wand zu spießen. Doch dieser wich vor Saul aus, so daß er die Lanze nur in die Wand stieß. David entfloh und rettete sich. 11 In derselben Nacht schickte Saul Boten zum Hause Davids, die ihn bewachen und am andern Morgen töten sollten. Doch seine Frau Michal teilte es David mit und sprach: »Wenn du dein Leben nicht heute nacht in Sicherheit bringst, bist du morgen tot.« 12 Michal ließ David durch das Fenster hinab. Der machte sich davon, floh und entkam. 13 Michal nahm den Hausgötzen, legte ihn auf die Lagerstatt, breitete ein Geflecht aus Ziegenhaaren an sein Kopfende und deckte ihn mit einem Tuch zu. 14 Saul sandte Boten, David zu holen. Michal aber erklärte: »Er ist krank!« 15 Saul sandte die Boten wiederum, um nach David sehen zu lassen. Er gab ihnen den Auftrag: »Bringt ihn mitsamt dem Bett zu mir herauf, damit ich ihn töte!« 16 Die Boten kamen, und siehe, der Hausgötze lag auf dem Bett und das Geflecht aus Ziegenhaaren war an seinem Kopfende. 17 Saul machte der Michal Vorwürfe: »Warum hast du mich hintergangen und meinen Feind fortgelassen, daß er entrinnen konnte?« Michal entgegnete dem Saul: »Er drohte mir: ›Laß mich fort, oder ich schlage dich tot!‹«
David bei den Propheten in Rama
18 David aber entfloh und brachte sich in Sicherheit. Er kam zu Samuel nach Rama und berichtete ihm alles, was Saul ihm angetan hatte. Dann ging er mit Samuel, und sie wohnten in der Prophetenklause. 19 Man brachte Saul die Nachricht: »David ist in der Prophetenklause zu Rama.« 20 Saul sandte Boten, David zu holen. Diese sahen, wie die Prophetenschar in Verzückung geriet, Samuel an ihrer Spitze. Da kam auch über die Boten Sauls der Geist Gottes, und sie gerieten ebenfalls in prophetische Verzückung. 21 Als man dies Saul meldete, sandte er weitere Boten. Diese aber gerieten ebenfalls in Verzückung. Dann sandte Saul zum dritten mal Boten; aber auch diese wurden verzückt. 22 So ging er denn selbst nach Rama, kam zur großen Zisterne bei Seku und fragte: »Wo sind Samuel und David?« Man antwortete: »In der Prophetenklause zu Rama!« 23 So ging er von dort zur Prophetenklause nach Rama; da kam auch über ihn der Geist Gottes. Während er hinging, geriet er in Verzückung, bis er in die Prophetenklause zu Rama kam. 24 Da zog auch er seine Kleider aus und geriet auch selbst vor Samuel in Verzückung, so daß er den ganzen Tag und die folgende Nacht nackt am Boden lag. Daher pflegt man zu sagen: »Ist auch Saul unter den Propheten?«
Fußnote
19,9-24: Der aus Neid und Verfolgungswahn geborene Haß war dem Schriftsteller nur durch einen bösen Geist erklärlich. Dieser geht, mehr Eigenschaft als Person, vom strafenden Gott selbst aus. David flieht zu Samuel, bei dem er sich in Sicherheit glaubte. - Weitere Kapitel: 01 | 02 | 03 | 04 | 05 | 06 | 07 | 08 | 09 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 20 | 21 | 22 | 23 | 24 | 25 | 26 | 27 | 28 | 29 | 30 | 31 |
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