Kategorie:Das goldene Buch:Weihe-2
Zweiter Zeitabschnitt
Übungen für drei Wochen, um uns durch Maria mit dem Geiste Jesu Christi zu erfüllen.
Erste Woche – Wir beten um Selbsterkenntnis
„Unsere besten Handlungen sind gewöhnlich verdorben durch unsern schlechten Kern…, durch die Erbsünde und die persönlichen Sünden… Wollen wir daher die Vollkommenheit erlangen, die man nur durch die Vereinigung mit Jesus Christus erringen kann, dann müssen wir das abstreifen, was in uns schlecht ist…“ Tägliche Gebete: Litanei vom Hl. Geist, Ave maris stella und die Lauretanische Litanei.
Erste Woche: 1. Tag – Gewissenserforschung
Wer sich Gott schenken will, muss sich zuerst selbst erkennen. Betrachte: Goldenes Buch: Die Verpflichtungen eines Kreuzesfreundes (Rundschreiben an die Freunde des Kreuzes / 3.) Heilige Schrift: „Was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, und den Balken in deinem eigenen Auge beachtest du nicht? Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge ziehen, und siehe, in deinem Auge steckt ein Balken. Du Heuchler, zieh erst den Balken aus deinem Auge! Dann magst du sehen, wie du den Splitter aus dem Auge deines Bruders ziehst.“ (Mt 7,3-6) Nachfolge Christi – Buch II, Kapitel 5 und 6:
Von der Aufmerksamkeit auf sich selbst.
1. Wir dürfen uns selbst nicht zu viel zutrauen, weil uns oft die Gnade und die Einsicht abgeht. Wir haben ein schwaches Licht in uns, und aus Nachlässigkeit verlieren wir auch dieses bald ganz. Oft werden wir gar nicht einmal gewahr, wie blind wir in unserem Innern sind. Wir tun oft Böses und handeln noch böser, da wir es entschuldigen. Bisweilen reißt uns eine böse Neigung dahin, und wir halten es für Eifer. Wir tadeln auch an anderen geringe Fehler und unsere eigenen weit größeren übersehen wir. Was wir von anderen leiden, empfinden wir gar bald und halten es für schwer, bemerken aber nicht, was andere von uns leiden. Wer das Seinige ernstlich und gehörig zu Gemüte führte, der hätte wahrlich keine Ursache, streng von anderen zu urteilen. 2. Ein Mensch, der nach dem Geiste lebt, zieht die Sorge für sich allen anderen Sorgen vor, und wer auf sich selbst aufmerksam ist, wird gern von anderen schweigen. Du wirst nie ein gesammelter und andächtiger Mensch werden, wenn du von anderen nicht schweigst und deine Hauptsorge nicht auf dich selbst richtest. Wenn du dich gänzlich mit dir und mit Gott beschäftigst, dann wird das, was du von außen hörst, einen geringen Eindruck auf dich machen. Wo bist du, wenn du dir selbst nicht gegenwärtig bist? Und wenn du die ganze Welt durchläufst, dich selbst aber vernachlässigst, was wird es dir nützen? Wenn du wahren Frieden genießen und eins mit dir selbst sein willst, so musst du alles übrige gering achten und deine Augen auf dich allein richten. 3. Du wirst daher einen guten Fortgang machen, wenn du dich aller zeitlichen Sorgen entschlägst, dagegen aber sehr zurückkommen, wenn du etwas Zeitliches hochschätzen wirst. Halte nichts für groß oder hoch, nichts für angenehm und wert, als nur Gott oder was von Gott ist. Allen Trost, der dir von einem Geschöpfe zukommt, halte für Eitelkeit. Eine Seele, die Gott liebt, verachtet alles, was geringer als Gott ist. Gott allein, der Ewige und Unermessliche, welcher alles erfüllt, ist der wahre Trost der Seele und die wahre Freude des Herzens.
Von der Freude eines guten Gewissens.
1. Der Ruhm eines guten Menschen ist das Zeugnis eines guten Gewissens. Bestrebe dich, ein gutes Gewissen zu haben, und du wirst immer freudig sein. Ein gutes Gewissen kann sehr vieles übertragen und es genießt sogar in den Widerwärtigkeiten die größte Freude. Ein böses Gewissen ist immer furchtsam und unruhig. Du wirst sanft ruhen, wenn dir dein Herz nichts vorzuwerfen hat. Freue dich nur dann, wenn du Gutes getan hast. Die Bösen haben nie wahre Freude, sie verkosten auch den inneren Frieden nicht; denn die Gottlosen haben keinen Frieden, spricht der Herr. Und wenn sie auch sagen sollten: wir leben im Frieden, es wird nichts Übles über uns kommen, oder: wer wird sich getrauen, uns zu schaden? – so glaube ihnen nicht, denn der Zorn Gottes wird schnell entbrennen, ihre Werke werden vernichtet und ihre Anschläge vereitelt werden.
2. Wer die wahre Liebe hat, dem fällt es nicht schwer, sich selbst seiner Trübsal zu rühmen, denn sich so rühmen heißt, sich in dem Kreuze unseres Herrn rühmen. Der Ruhm, den die Menschen einander geben und voneinander erhalten, ist von kurzer Dauer. Den Ruhm der Welt begleitet immer Traurigkeit. Der Ruhm der Guten besteht in ihrem guten Gewissen, nicht aber im Munde der Menschen. Die Gerechten freuen sich wegen Gott und in Gott; sie freuen sich wegen der Wahrheit. Wer nach dem wahren und ewigen Ruhm Verlangen trägt, ist wegen des zeitlichen unbekümmert, und wer nach dem zeitlichen Ruhm strebt oder ihn nicht von Herzen verachtet, der gibt dadurch deutlich zu erkennen, dass er noch wenig den himmlischen liebe. Wer weder Lob noch Tadel der Menschen achtet, der wird sanfte Ruhe in seinem Herzen genießen.
3. Wer ein reines Gewissen hat, wird leicht zufrieden und ruhig sein. Du bist nicht heiliger, wenn du gelobt, noch auch schlechter, wenn du getadelt wirst. Was du bist, das bist du; du kannst auch durch Lobeserhebungen nicht größer werden, als du in den Augen Gottes bist. Wenn du auf dein Inneres Achtung gibst, so wirst du dich nicht um das bekümmern, was die Leute von dir reden. „Der Mensch sieht das Äußere, aber Gott schauet das Herz an.“ Der Mensch betrachtet die Handlungen anderer, Gott aber erwägt ihre Absichten. Immer Gutes tun und sich selbst gering achten, das ist ein Zeichen einer demütigen Seele. Nicht von irgendeinem Geschöpfe getröstet sein wollen, ist das Zeichen großer Reinheit und innerer Zuversicht. 4. Wer von außen keine Empfehlung für sich sucht, der gibt zu erkennen, dass er sich gänzlich Gott überlassen habe. Denn nach dem Ausspruche des hl. Paulus „ist nicht jener bewährt, der sich selbst lobt, sondern der, dem Gott das Lob gibt.“ Innerlich mit Gott wandeln und äußerlich von keiner Neigung eingenommen sein, das ist der Zustand eines innerlichen Menschen. Gebet O Maria, erbitte mir die Gnade einer wahren Selbsterkenntnis.
Erste Woche: 2. Tag – Unsere Verderbtheit
Im Gnadenlicht des Heiligen Geistes erkennen wir alles Unheilige und Unreine in uns. Betrachte: Goldenes Buch: Dritte Wahrheit: Wir müssen ablegen, was wir Schlechtes in uns haben; 1. und 2. (Abhandlung von der Wahren Andacht zur allerseligsten Jungfrau Maria / Erster Teil / Zweites Kapitel / 1. Artikel / 3.) Heilige Schrift: „Wenn ich das Gute tun will, liegt mir das Böse näher. Dem inneren Menschen nach habe ich zwar Freude am Gesetz Gottes. Aber ich nehme in meinen Gliedern ein anderes Gesetz wahr, das im Streite liegt mit dem Gesetz meines Geistes. Es macht mich zum Gefangenen unter dem Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern herrscht. Ich unglückseliger Mensch! Wer erlöst mich von diesem todgeweihten Leibe? Dank sei Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn! Somit diene ich für mich dem Geiste nach dem Gesetz Gottes, dem Fleische nach aber dem Gesetz der Sünde.“ (Röm 7,21-25) Nachfolge Christi – Buch III, Kapitel 20:
Von der Bekenntnis seiner eigenen Schwachheit und von den Armseligkeiten dieses Lebens.
1. Ich will wider mich meine Bosheit bekennen; ich will Dir, o Herr, meine Schwachheit klagen. Oft nimmt mir etwas Geringes den Mut und versenkt mich in Traurigkeit. Ich mache zwar den Vorsatz, starkmütig zu handeln, aber sobald eine geringe Versuchung über mich kommt, werde ich in große Angst versetzt. Bisweilen entsteht aus einer geringen Kleinigkeit eine heftige Versuchung. Und da ich glaube, ich sei auf eine Zeit sicher, muss ich sehen, dass ich, ohne es zu merken, fast von einem leichten Hauche überwunden worden bin.
2. Siehe also, o Herr, auf meine Niedrigkeit und auf mein Gebrechlichkeit, welche Dir genug bekannt ist. Erbarme Dich meiner, und ziehe mich aus diesem Schlamme, damit ich nicht stecken bleibe und in gänzliche Trostlosigkeit verfalle. Ich betrübe mich oft und werde vor Deinem Angesichte schamrot, dass ich so leicht falle und so schwach bin, den bösen Neigungen Widerstand zu leisten. Obwohl ich nicht gänzlich einwillige, so ist es für mich doch lästig und beschwerlich, dass ich von ihnen beunruhigt werde, es verursacht mir auch großen Widerwillen, dass ich beständig in diesem Streite leben muss. Daher erkenne ich meine Schwachheit, weil die hässlichsten Vorstellungen weit leichter in mein Herz sich einschleichen, als aus demselben verschwinden.
3. O dass doch Du, starker Gott Israels, Du Eiferer getreuer Seelen, mich Deinen Diener in meiner Mühseligkeit und in meinen Schmerzen ansähest und mir in allem, was ich unternehme, beiständest! Befestige mich mit himmlischer Stärke, damit nicht der alte Mensch, die Sinnlichkeit, welche dem Geiste noch nicht ganz unterworfen ist, in mir herrsche, denn wider sie muss man beständig streiten, solange noch ein Hauch von diesem äußerst armseligen Leben übrig ist. Ach welch ein elendes Leben ist dies, wo man niemals von Anfechtungen und Trübsalen frei sein kann, wo alles von Nachstellungen und Feinden voll ist. Denn während eine Trübsal oder Versuchung weicht, wird man von einer anderen überfallen und indes noch der Streit mit der ersten dauert, folgen sogleich mehrere, und zwar ganz unvermutet, darauf.
4. Und wie kann man wohl ein Leben lieben, welches so viel Bitteres hat und das so vielen Unglücksfällen und Armseligkeiten unterworfen ist? Ja wie kann man dieses Leben auch nur ein Leben nennen, da es so vielfältig Tod und Pest mit sich bringt? Und doch liebt man es und viele suchen, in demselben ihre Freuden und Ergötzungen zu finden. Man tadelt oft die Welt wegen ihrer Betrügereien und wegen ihrer Eitelkeit, und doch will man sich nicht entschließen, dieselbe zu verlassen, weil die Begierlichkeit des Fleisches allzu sehr herrscht. Einerseits werden wir gereizt, die Welt zu lieben, andererseits wird sie uns als verächtlich vorgestellt. Fleischeslust, Augenlust und Hoffart des Lebens zieht uns zur Liebe dieser Welt hin, aber wegen der Strafen und des Elendes, welches mit Recht darauf folgt, wird uns die Welt verhasst und ekelhaft.
5. Und doch wird leider eine Seele, welche der Welt ergeben ist, von der sündhaften Ergötzlichkeit überwunden. Sie glaubt, sie werde unter den Dornen Freude finden, weil sie weder gesehen, noch verkostet hat, wie lieblich der Umgang mit Gott und wie holdselig die Tugend ist. Die aber die Welt vollkommen verachten und sich befleißen, nach einer heiligen Vorschrift nur für Gott zu leben, kennen wohl jene göttliche Süßigkeit, welche denen verheißen ist, die wahrhaft allem entsagen. Sie sehen auch viel besser ein, wie sehr die Welt irrt und wie mannigfach sie betrogen wird. Gebet O Maria, gib, dass ich mein Elend und meine Schwachheit in aller Demut einsehe.
Erste Woche: 3. Tag – Inneres Sterben
Damit die Gnade Gottes in uns wirken kann, muss alles Böse und Sündhafte in uns absterben. Betrachte: Goldenes Buch: Dritte Wahrheit – Wir müssen ablegen, was wir Schlechtes in uns haben; 3. (Abhandlung von der Wahren Andacht zur allerseligsten Jungfrau Maria / Erster Teil / Zweites Kapitel / 1. Artikel / 3.) Heilige Schrift: „Wir wissen ja, dass unser alter Mensch ans Kreuz geschlagen wurde, damit der sündige Leib vernichtet wird und wir nicht mehr Sklaven der Sünde sind. Wer gestorben ist, ist von der Sünde befreit. Wenn wir aber mit Christus gestorben sind, so glauben wir, auch an seinem Leben teilzunehmen. Wissen wir doch, dass Christus, von den Toten auferstanden, nicht wieder stirbt. Der Tod hat keine Macht mehr über ihn. Mit seinem Tod ist er ein für allemal tot für die Sünde, mit seinem Leben aber lebt er nur für Gott. So betrachtet auch ihr euch als solche, die tot sind für die Sünde, die aber leben für Gott in Christus Jesus, unserem Herrn. Darum darf nicht mehr die Sünde in eurem sterblichen Leibe herrschen, dass ihr seinen Gelüsten folgt. Stellt eure Glieder nicht als Werkzeuge der Ungerechtigkeit in den Dienst der Sünde. Stellt euch vielmehr in den Dienst Gottes als Menschen, die vom Tod zum Leben gekommen sind. Gebt eure Glieder Gott als Werkzeuge der Gerechtigkeit hin. Denn die Sünde darf keine Macht mehr über euch haben…“ (Roem 6,6-14) Nachfolge Christi – Buch III, Kapitel 50:
Wie sich ein Mensch in der Trostlosigkeit der Hand Gottes übergeben soll.
1. Mein Herr und Gott, Heiliger Vater! Du sollst jetzt und in Ewigkeit gepriesen sein, weil es geschehen ist, wie Du willst, und was Du tust, ist gut. Dein Diener soll sich in Dir, nicht aber in sich selbst, noch in jemand anderem freuen, weil Du, o Herr, allein die wahre Fröhlichkeit, weil du meine Hoffnung und meine Krone, meine Freude und mein Ruhm bist. Was besitzt Dein Diener nicht von Dir was er, und zwar ohne sein Verdienst, empfangen hat? Alles, was Du gegeben und geschaffen hast, ist Dein. Ich bin arm und von Jugend auf in Mühseligkeiten, und meine Seele ist bisweilen so sehr betrübt, dass ich in Tränen zerfließe und wegen der bösen Neigungen, welche in ihr aufsteigen, fällt sie bisweilen in Verwirrung.
2. Ich trage ein heftiges Verlangen nach der Freude des Friedens; ich bitte inständig um den Frieden Deiner Kinder, welche im Lichte des Trostes von Dir erquickt werden. Wenn Du Frieden gibst, wenn Du heilige Freude in das Herz gießt, so wird die Seele Deines Dieners voll Freuden Lobgesänge anstimmen und aus Inbrunst und Andacht nicht aufhören, Dich zu loben. Aber wenn Du Deine süße Gegenwart entziehst, wie Du oft zu tun pflegst, so wird Dein Diener auf dem Wege Deiner Gebote nicht mehr fortwandeln können, sondern er wird sich auf seine Knie werfen und an seine Brust schlagen, weil er nun nicht mehr empfindet, was er gestern und vorgestern empfunden hat, da Dein Licht über seinem Haupte schimmerte, und da Du ihn unter dem Schatten deiner Flügel vor den Anfällen der Versuchungen beschützt.
3. Gerechter und allzeit lobenswürdiger Vater! Die Stunde ist gekommen, dass Dein Diener geprüft werden soll. Liebenswürdiger Vater! Es ist billig, dass Dein Diener zu dieser Stunde etwas für Dich leide. Allzeit ehrwürdiger Vater! Jene Stunde ist gekommen, welche Du schon von Ewigkeit her voraussahst, dass Dein Diener auf kurze Zeit dem äußerlichen Scheine nach unterliege, aber allzeit innerlich bei Dir lebe, dass er auf kurze Zeit verachtet, gedemütigt und vor den Menschen verkleinert, ja sogar von seinen eigenen bösen Neigungen und Gebrechlichkeiten heftig bestritten werde, damit er bei der Morgenröte des neuen Lichtes wieder mit Dir auferstehe und in dem Himmel mit Dir verherrlicht werde. Heiliger Vater! Du hast es so angeordnet und so gewollt, und was Du befohlen hast, das ist geschehen.
4. Denn dies ist eine Gnade, welche Du Deinen Freunden erweist, dass sie in dieser Welt aus Liebe zu Dir leiden und Trübsal ausstehen, so oft und durch wen Du dieses immer zulässt. Ohne Deinen Ratschluss, ohne Deine Vorsicht und ohne weise Ursache geschieht nichts in der Welt. Es ist mir gut, o Herr, dass Du mich gedemütigt hast, damit ich Deine gerechten Anordnungen kennenlerne, mein Herz vor allem Stolz bewahre und in keine Vermessenheit falle. Es ist mir nützlich, dass mein Angesicht mit Beschämung bedeckt wurde, damit ich mehr bei Dir als bei den Menschen Trost suche. Auch habe ich daraus Dein unerforschliches Urteil fürchten gelernt, indem Du den Gerechten wie den Gottlosen züchtigst, aber dennoch nicht wider Billigkeit und Gerechtigkeit.
5. Ich danke Dir, dass Du meiner in meinen Übeln nicht schontest, sondern mir harte Streiche versetztest, mich mit Schmerzen überhäuftest und innerlich und äußerlich mit Ängsten quältest. Unter allen Menschen, welche auf der ganzen Welt sind, ist kein einziger, welcher mich trösten könnte, als Du, mein Herr und Gott, Du himmlischer Arzt der Seelen! Du schlägst und heilst, Du führst bis zum Abgrunde und wieder zurück. Du züchtigst mich zwar, aber selbst Deine väterliche Strafrute unterrichtet mich.
6. Siehe, geliebter Vater, ich bin in Deinen Händen, ich beuge mich unter die Zuchtrute, mit der Du mich besserst. Schlage auf meinen Rücken auf meinen Nacken, damit ich meine Widerspenstigkeit ablege und mich nach Deinem Willen lenke. Mache aus mir einen frommen und demütigen Lehrjünger, wie Du es so oft getan hast, damit ich immer nach Deinem Winke wandle. Ich übergebe mich Dir selbst und all das Meinige, damit Du es verbesserst, denn es ist besser, in dieser als in der anderen Welt gestraft werden. Du weiß alles und nichts ist Dir im menschlichen Herzen verborgen. Dir ist das Zukünftige bekannt, bevor es geschieht, und Du hast nicht nötig, dass Dich jemand lehre oder unterrichte, was in der Welt vorgeht. Du weißt, was zu meinem Fortgange nützlich ist und wieviel die Trübsal beiträgt, mich von dem Roste meiner Sünden zu reinigen. Verfahre mit mir nach Deinem Wohlgefallen, und verachte mich nicht wegen meines sündhaften Lebens, welches niemand besser kennt als Du allein.
7. Lass mich, o Herr, das wissen, was ich wissen soll; das lieben, was liebenswert ist; das loben, was Dir am besten gefällt; das schätzen, was vor Dir kostbar ist; das tadeln, was in Deinen Augen verächtlich ist. Lass nicht zu, dass ich nur nach dem äußerlichen Scheine urteile oder mich in meinen Meinungen nach den Reden unerfahrener Leute richte, sondern über das Sichtbare und Unsichtbare der Wahrheit gemäß entscheide und vor allem erforsche, was Dir wohlgefällig ist.
8. Die Sinne der Menschen täuschen sich oft in ihren Urteilen; es täuschen sich auch die Liebhaber dieser Welt, indem sie nur das Sichtbare lieben. Um was aber ist der Mensch besser, wenn er von anderen Menschen höher geachtet wird? Der Falsche betrügt den Falschen, der Eitle den Eitlen, der Blinde den Blinden, der Schwache den Schwachen, da er ihn lobt, und in der Tat, wer einen anderen ohne Ursache lobt, beschämt ihn vielmehr. Denn, wie der demütige hl. Franziskus Seraphikus sagt: „Ein jeder ist nur das, was er in Deinen Augen ist, und nichts weiter.“ Gebet O Maria, hilf mir, allem Sündhaften in mir abzusterben, damit Christus in mir leben kann.
Erste Woche: 4. Tag – Die ungeordnete Eigenliebe
Um mich Gott zuzuwenden, muss ich mich von der Eigenliebe lösen. Betrachte: Goldenes Buch: 6. Gott muss sein Werk vor uns verbergen (Rundschreiben an die Freunde des Kreuzes / 15./ 6.) Heilige Schrift: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es für sich allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viele Frucht. Wer sein Leben lieb hat, verliert es; wer dagegen sein Leben in dieser Welt hasst, wird es für das ewige Leben retten. Wer mir dienen will, der folge mir. Wo ich bin, da soll auch mein Diener sein. Wer mir dient, den wird mein Vater verherrlichen.“ (Joh 12,24-26) Nachfolge Christi – Buch III, Kapitel 27:
Die Eigenliebe hält uns am meisten von dem höchsten Gute zurück.
1. Mein Sohn! Für das Ganze musst du dich auch ganz geben und in keinem Stücke mehr dir selbst zugehören. Sei versichert, deine Eigenliebe schadet dir mehr als alles andere in der Welt. Jede Sache wird dir mehr oder weniger ankleben, je nachdem die Liebe und die Neigung, welche du dazu trägst, beschaffen ist. Ist deine Liebe rein, aufrichtig und wohl geordnet, so wirst du dich von irdischen Dingen nicht zuviel einnehmen lassen. Strebe nicht nach Sachen, welche du nicht besitzen darfst, besitze auch nichts, was dich hindern oder dir die innere Freiheit des Geistes rauben könnte. Es ist zu bewundern (=Es ist verwunderlich; Anm.), dass du dich nicht von ganzem Herzen Mir übergibst samt allem, was du verlangen oder haben kannst.
2. Warum lässt du dich von einer leeren Traurigkeit ganz verzehren? Warum ermüdest du dich mit überflüssigen Sorgen? Richte dich nach Meinem Wohlgefallen, und du wirst keinen Schaden leiden. Wenn du nach dieser oder jener Sache strebst und an diesem oder jenem Orte sein willst, damit du alles füglicher nach deiner Bequemlichkeit und nach deinem Belieben hast, so wirst du nie in Ruhe, nie von ängstlicher Sorge frei sein, weil keine Sache ohne Mangel ist, und weil an jedem Orte etwas dir zuwider sein wird.
3. Deswegen helfen dir äußerliche Dinge, die du erlangt oder vermehrt hast, nichts, sondern vielmehr, wenn du sie verachtest und ganz aus deinem Herzen verbannst. Und dieses ist nicht nur von Geld und Reichtümern zu verstehen, sondern auch von dem Streben nach Ehre und von der Begierde nach eitlem Lobe; alles dieses vergeht mit der Welt. Wenig Schutz gewährt ein Ort, wenn der Geist der Inbrunst abgeht und der Friede, welchen man von außen sucht, wird kurzen Bestand haben, wenn es dem Herzen an einem wahren Grunde fehlt, das ist, wenn du dich nicht an Mir festhältst; du kannst wohl den Aufenthalt ändern, aber deswegen bist du doch nicht besser. Denn wenn sich eine Gelegenheit ereignet, oder wenn du sie selbst veranlassest, so wirst du wieder alles das, was du geflohen hast, und noch mehr dazu finden. Gebet um Reinheit des Herzens und um himmlische Weisheit.
4. Befestige mich, o Gott, durch die Gnade des Heiligen Geistes. Gib mir Kraft, dass ich am inneren Menschen gestärkt werde; dass ich mein Herz von aller unnützen Sorge und Ängstlichkeit befreie und dass ich mich auch nicht von allerlei Begierden nach irgendeinem geringen oder kostbaren Dinge dahinreißen lasse, sondern alles als vergänglich ansehe und mir zu Gemüte führe, dass auch ich zugleich mit diesen Dingen vergehen werde, weil unter der Sonne nichts beständig bleibt, wo alles lauter Eitelkeit und Bedrängnis des Geistes ist. O wie weise ist der, welcher alles so ansieht. 5. Gib mir, o Herr, himmlische Weisheit, auf dass ich lerne, vor allem Dich suchen und finden, vor allem an Dir mein Vergnügen haben, Dich lieben und alles andere nach der Anordnung Deiner Weisheit, wie es in der Tat ist, betrachten. Gib mir Weisheit und Stärke, dass ich mich von Schmeichlern nicht betören lasse und meine Widersacher geduldig ertrage. Denn das ist große Weisheit, dass man sich nicht von jedem Winde der Worte hin- und hertreiben lässt, noch den Lockungen der verführerischen Schmeichelei Gehör gibt, denn so wandert man sicher auf dem betretenen Wege fort. Gebet O Maria, hilf mir die Selbstsucht in mir zu besiegen, damit ich frei werde um Gott zu lieben.
Erste Woche: 5. Tag – Stolz
„Gott widersteht den Stolzen, den Demütigen aber gibt er seine Gnade.“ (Jak 4,6) Betrachte: Goldenes Buch: II. Selbstverleugnung (Rundschreiben an die Freunde des Kreuzes / 6. / II.) Heilige Schrift: „Zu einigen, die sich voll Selbstvertrauen für gerecht hielten und die andern verachteten, sagte er folgendes Gleichnis: Zwei Menschen gingen hinauf in den Tempel, um zu beten. Der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und betete bei sich: Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen, wie die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder wie der Zöllner da. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich erwerbe. Der Zöllner aber blieb von ferne stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug an seine Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt nach Hause, jener nicht. Denn wer sich erhöht, wird erniedrigt, wer sich erniedrigt, wird erhöht werden.“ (Lk 18,9-14) Nachfolge Christi – Buch III, Kapitel 8:
Von der Geringschätzung seiner selbst in den Augen Gottes.
1. Soll ich mir getrauen, zu meinem Herrn zu reden, obwohl ich nur Staub und Asche bin? Wollte ich mich höher schätzen, siehe, so bist Du wider mich: meine Bosheiten legen wider mich ein wahres Zeugnis ab, und ich kann nicht widersprechen. Wenn ich mich aber selbst verdemütige und vernichte, wenn ich alle eigene Hochschätzung ablege und mich bis in den Staub, welchem ich in der Tat gleich bin, erniedrige, so bist Du bereit, mir Deine Gnade zu geben und Dein Licht in meinem Herzen scheinen zu lassen, und es wird sodann alle, sogar auch die geringste Selbstschätzung in dem Abgrunde meines Nichts versenkt und für alle Zeit getilgt werden. Da zeigst Du mir, was ich wirklich bin, was ich einst war und wie weit es mit mir gekommen ist, dass ich nämlich nichts bin und dass ich auch dieses nicht einmal gewusst habe. Wenn ich mir selbst überlassen werde, so bin ich nichts, nichts als Schwachheit; wenn Du aber einen Blick der Gnade auf mich wirfst, dann werde ich sogleich gestärkt und mit neuer Freude erfüllt. Es ist auch höchst wunderbar, dass ich auf einmal so erhöht werde, und dass Du mich so liebreich umfängst, da ich doch von der Last meines eigenen Elendes beständig in den Abgrund gezogen werde.
2. Dieses wirkt Deine Liebe, welche mir ohne meine Verdienste zuvorkommt und in so vielen Nöten Hilfe leistet, mich in schweren Gefahren beschützt, und, damit ich die Wahrheit bekenne, aus unzählbaren Übeln errettet. Denn als ich mich selbst unordentlich liebte, habe ich mich zugrunde gerichtet; und als ich Dich allein suchte und aufrichtig liebte, habe ich mich und Dich zugleich gefunden und aus Liebe zu Dir noch tiefer mich in mein Nichts versenkt. Denn Du, o Süßester, gehst mit mir über alle meine Verdienste liebreich um und verfährst mit mir viel gütiger, als ich es hoffen könnte oder mir zu begehren getraute.
3. Du sollst ewig gepriesen sein, o mein Gott! Denn, obwohl ich aller Gnaden unwürdig bin, so hörst Du doch aus Großmut und unendlicher Güte niemals auf, sogar den Undankbaren und denen, welche sich weit von Dir entfernt haben, Gutes zu tun. Bekehre uns zu Dir, damit wir dankbar, demütig und andächtig sein mögen, denn Du bist unser Heil, unsere Kraft und unsere Stärke. Gebet O Maria, lehre mich dem Stolz und der Überheblichkeit abzusterben, und nach deinem Vorbild die echte Demut zu erlangen.
Erste Woche: 6. Tag – Trägheit
Die Trägheit ist eine der sieben Hauptsünden. Der Herr mahnt uns: „Das Himmelreich leidet Gewalt, und nur die Gewalt brauchen, reißen es an sich.“ (Mat 11,12) Betrachte: Goldenes Buch: Ermunterung der Kreuzesfreunde (Rundschreiben an die Freunde des Kreuzes / 1.) Heilige Schrift: „Endlich trat auch der mit dem einen Talent heran und sagte: ‚Herr, ich weiß, dass du ein strenger Mann bist. Du erntest, wo du nicht gesät, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast. Darum fürchtete ich mich, ging hin und vergrub dein Talent in der Erde. Hier hast du dein Eigentum.‘ Da erwiderte der Herr: ‚Du böser und fauler Knecht, du wusstest, dass ich ernte, wo ich nicht gesät, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe! Dann hättest du mein Geld bei den Wechslern anlegen sollen, und ich hätte bei meiner Heimkehr das Meinige mit Zinsen abheben können. Nehmt ihm darum das Talent und gebt es dem, der die zehn Talente hat. Denn wer hat, dem wird gegeben werden, und er wird Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird noch genommen werden, was er hat. Den unnützen Knecht aber werft hinaus in die Finsternis draußen! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.‘“ Nachfolge Christi – Buch III, Kapitel 49:
Von der Begierde nach dem ewigen Leben und von den herrlichen Gütern, welche den Kämpfenden verheißen sind.
1. Mein Sohn! Wenn du fühlst, dass dir eine Begierde nach der ewigen Glückseligkeit von oben herab eingegossen wird, und wenn du ein Verlangen trägst, von dem Kerker dieses Leibes befreit zu werden, damit du Meine Herrlichkeit ohne Schatten einer Abwechslung betrachten kannst, so erweitere dein Herz und nimm diese Einsprechung mit der ganzen Begierde deiner Seele auf. Danke nach Möglichkeit der göttlichen Güte, welche so liebreich mit dir umgeht, dich so gütig heimsucht, dir eine so brennende Begierde einflößt und dich so mächtig unterstützt, damit du nicht nach deiner angeborenen Schwere zum Irdischen gezogen wirst. Denn dies ist nicht das Werk deiner Gedanken oder deiner Bemühung, sondern ein Geschenk der himmlischen Gnade und der göttlichen Erbarmung, damit du in der Tugend vorwärts schreitest und dich in der Demut tiefer gründest, damit du dich zu den bevorstehenden Kämpfen vorbereitest und dich befleißt, Mir mit der ganzen Neigung deines Herzens anzuhängen und mit eifrigem Willen zu dienen.
2. Mein Sohn! Oft brennt das Feuer, aber die Flamme steigt nicht ohne Rauch in die Höhe. So brennen auch einige vor Begierde zu himmlischen Dingen und sind doch von der Versuchung fleischlicher Neigungen nicht frei. Deswegen tun sie das, um was sie so inständig bitten, nicht ganz rein zur Ehre Gottes. So ist oft auch deine Begierde beschaffen, von welcher du sagst, dass sie bis zum Ungestüm anhalten werde. Denn das ist nicht rein und vollkommen, was von Eigenliebe befleckt ist.
3. Begehre nicht, was dir erfreulich und bequem, sondern was Mir angenehm ist und zu Meiner Ehre gereicht, denn wenn du recht urteilst, so musst du Meine Anordnung deiner Begierde und allem, wozu du ein Verlangen trägst, vorziehen und ihr nachkommen. Deine Begierde ist Mir genug bekannt und Ich habe deine häufigen Seufzer angehört. Du möchtest schon jetzt in der Freiheit der Kinder Gottes sein. Die ewige Wohnung und das freudenvolle himmlische Vaterland erfreut dich schon jetzt, aber jene Stunde ist noch nicht gekommen, sondern es ist noch eine andere Zeit nämlich die Zeit des Kampfes, die Zeit der Mühseligkeit und der Prüfung. Du wünscht mit dem höchsten Gute erfüllt zu werden, aber noch kannst du nicht dazu gelangen. Ich bin es, harre auf Mich, sagt der Herr, bis das Reich Gottes kommt.
4. Du musst noch auf der Welt geprüft und in vielen Dingen geübt werden. Du wirst zuweilen einen Trost erhalten, aber zur völligen Sättigung nicht kommen. Ermuntere dich also und sei starkmütig sowohl wenn du tätig bist als auch wenn du leidest, was der Natur zuwider ist. Du musst einen neuen Menschen anziehen und ganz anders werden. Du musst oft tun, was du nicht willst, und unterlassen, was du willst. Was anderen gefällt, wird glücklich vonstatten gehen, was aber dir gefällt, wird nicht zustandekommen. Man wird anhören, was andere sagen, was aber du sagst, wird für Nichts geachtet werden. Andere werden bitten, und sie werden empfangen, du wirst auch bitten, aber nichts erhalten.
5. Andere werden bei den Menschen für groß gehalten werden, von dir aber wird man schweigen. Anderen wird dieses oder jenes Geschäft anvertraut werden, dich aber wird man zu allem untauglich erklären. Deine Natur wird sich öfters darüber betrüben, aber es ist schon etwas Großes, wenn du es stillschweigend überträgst. Ein getreuer Diener des Herrn wird oft in diesen und in vielen anderen ähnlichen Dingen geprüft, inwiefern er sich selbst verleugnen und in allen Dingen seinen Willen brechen könne. Es ist kaum etwas, wo es so nötig ist, dir selbst abzusterben, als wenn du Dinge sehen und erdulden musst, welche deinem Willen zuwider sind, besonders dann, wenn dir aufgetragen wird, was unschicklich oder dir nicht nützlich zu sein scheint. Und weil du dir nicht getraust, einer höheren Gewalt zu widerstehen, indem du einem Herrn unterworfen bist, so fällt es dir hart, dich nach dem Winke eines anderen zu richten und deinem eigenen Urteil in allem zu entsagen. 6. Aber bedenke, Mein Sohn, welche Früchte diese Mühseligkeit bringt, wie geschwind sie sich endet und welch übergroße Belohnung du einst dafür zu erwarten hast, und es wird dir nicht schwer fallen, sie zu ertragen, sondern du wirst den süßesten Trost wegen deiner Geduld genießen. Denn zum Lohne, dass du jetzt in einer geringen Sache deinem Willen freudig entsagtest, wird im Himmel alles nach deinem Willen sein. Dort wirst du nämlich alles finden, was du willst, alles, wozu du ein Verlangen tragen kannst. Dort wirst du alles Gute haben ohne Furcht, es jemals zu verlieren. Dort wird dein Wille, welcher allzeit mit dem Meinigen vereinigt sein wird, nichts außer Mir und nicht Eigenes verlangen. Dort wird dir niemand widerstehen, niemand über dich klagen, niemand dich hindern; es wird dir nichts Widriges begegnen, sondern du wirst alles Gewünschte zugleich gegenwärtig haben; dieses wird dein Verlangen stillen und demselben vollkommen genügen. Dort werde Ich die erlittene Schmach mit Herrlichkeit, die Trauer mit Freude vergelten, und statt des letzten niedrigsten Ortes werde Ich einen Sitz in dem ewigen Reiche anweisen. Dort wird die Frucht des Gewissens erscheinen; die Büßer werden sich ihrer überstandenen Mühe freuen und die Demütigen für ihre Unterwerfung herrlich gekrönt werden. 7. Unterwirf dich also jetzt allen mit Demut; bekümmere dich auch nicht, wer dieses oder jenes gesagt oder befohlen hat. Sondern wenn entweder dein Vorgesetzter oder ein Jüngerer oder einer, welcher dir gleich ist, etwas von dir verlangt oder dich an etwas erinnert, so trage alle Sorge, dass du es gut aufnimmst und dich mit Aufrichtigkeit befleißt, dem Verlangen Genüge zu leisten. Einer mag dieses, ein anderer jenes suchen; jener mag sich in jenem, und dieser in diesem rühmen und tausendmal tausend Lobsprüche erhalten. Aber du musst dich weder in diesem noch in jenem freuen, sondern nur in die Verachtung deiner selbst deine Freude setzen und dann frohlocken, wenn alles nach Meinem Wohlgefallen geschieht und Meine Ehre befördert wird. Dies allein musst du wünschen, dass Gott allzeit in dir verherrlicht werde, es mag nun im Leben oder durch den Tod geschehen. Gebet O Maria, hilf mir meine Trägheit zu überwinden und eifrig zu werden im Dienste deines Sohnes.
Erste Woche: 7. Tag – Lieblosigkeit
Die Liebe ist das Hauptgebot. An der Liebe will der Herr erkennen, ob wir seine Jünger sind oder nicht. (vgl. Joh 13,35)
Betrachte: Goldenes Buch: 7. Beweggrund - Diese Andacht verschafft selbst unseren Nächsten große Vorteile (Abhandlung von der Wahren Andacht zur allerseligsten Jungfrau Maria / Zweiter Teil / Zweites Kapitel / Siebter Beweggrund) Heilige Schrift: „Daran erkennt man die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels: Wer das Rechte nicht tut, ist nicht aus Gott; ebensowenig, wer seinen Bruder nicht liebt. Das ist ja die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habt: Wir sollen einander lieben. Nicht wie Kain, der vom Bösen herkam und seinen Bruder erschlug. Und warum erschlug er ihn? Weil sein Tun böse war, das seines Bruders aber gerecht. Wundert euch nicht, Brüder, wenn die Welt euch hasst. Wir wissen, dass wir aus dem Tod zum Leben gekommen sind, weil wir die Brüder lieben. Wer keine Liebe hat, bleibt im Tode. Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Mörder. Ihr wisst, dass kein Mörder das ewige Leben in sich trägt. Daran haben wir die Liebe Gottes erkannt, dass er sein Leben für uns dahingegeben hat. So müssen auch wir das Leben für die Brüder hingeben. Wer die Güter der Welt besitzt und seinen Bruder Not leiden sieht und doch sein Herz vor ihm verschließt: wie kann in dem die Liebe Gottes wohnen? Kinder, lasst uns nicht mit Worten und mit der Zunge lieben, sondern in der Tat und in der Wahrheit!“(1Joh 3,10-18) „Das aber ist sein Gebot: Wir sollen an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben. So hat er es geboten. Wer seine Gebote hält, bleibt in Gott und Gott in ihm.“ (1. Joh 3,23-24) Nachfolge Christi – Buch I, Kapitel 15 und 16:
Von den Werken, welche aus Liebe verrichtet werden.
1. Man muss um keinen Preis und keinem Menschen zuliebe jemals etwas Böses tun; man muss aber auch bisweilen ein gutes Werk zum Nutzen eins Dürftigen ohne Bedenken unterlassen oder auch mit einem besseren verwechseln. Denn wenn dieses geschieht, wird das gute Werk nicht unterbleiben, sondern nur in ein besseres verändert. Ohne Liebe nützt das äußerliche Werk nichts; alles aber, was aus Liebe geschieht, so gering und verächtlich es immer sein mag, wird doch verdienstlich. Denn Gott sieht mehr auf die Gesinnung, mit welcher jemand etwas verrichtet, als auf das Werk, welches verrichtet wird.
2. Wer viel liebt, tut viel; wer die Sache wohl verrichtet, wirkt viel; derjenige aber verrichtet die Sache wohl, welcher mehr auf den allgemeinen Nutzen, als auf seinen Willen sieht. Es scheint oft etwas Liebe zu sein und ist doch nur eine Begierde des Fleisches, weil die natürliche Neigung, der eigene Wille, die Hoffnung einer Vergeltung, die Begierde zur Bequemlichkeit, selten fehlen.
3. Wer eine wahre und vollkommene Liebe hat, der sucht in keiner Sache sich selbst, sondern verlangt nur, dass Gott in allen verherrlicht werde. Er beneidet keinen, weil er keine eigene Freude zu haben trachtet und sich in sich selbst nicht erfreuen will, sondern mit Hintansetzung aller anderen Güter nur in Gott seine Glückseligkeit zu finden wünscht. Er schreibt niemand etwas Gutes zu, sondern führt alles auf Gott zurück, von welchem alles ursprünglich herkommt und in welchem endlich alle Heiligen eine vollkommene glückselige Ruhe genießen. O wenn jemand auch nur einen Funken der wahren Liebe hätte, so würde er in der Tat erkennen, dass alles Irdische voll Eitelkeit ist.
Von der Ertragung fremder Fehler.
1. Was der Mensch an sich selbst oder an anderen nicht bessern kann, das muss er mit Geduld übertragen, bis es Gott anders fügt. Denke nur, es diene vielleicht dazu, dich zu prüfen und dir eine Gelegenheit der Geduld zu verschaffen, ohne welche unsere Verdienste nicht viel zu achten sind. Doch musst du bei solchen Hindernissen Gott eifrig bitten, dass Er sich würdige, dir zu Hilfe zu kommen, damit du alles mit ruhigem Gemüte übertragen mögest.
2. Wenn jemand der ersten oder zweiten Ermahnung nicht Gehör gibt, so lass dich mit ihm in keinen Streit ein, sondern stelle alles Gott anheim, damit Sein Wille in allen Seinen Dienern vollzogen und Seine Ehre befördert werde. Er weiß gar wohl das Böse zum Guten zu wenden. Befleiße dich, fremde Fehler und Schwächen mit Geduld zu übertragen, denn du hast auch vieles, was andere an dir gedulden müssen. Wenn du es nicht einmal mit dir selbst so weit bringst, dass du bist, wie du zu sein wünschest: wie kannst du verlangen, dass sich andere nach deinem Wunsche fügen? Wir wünschen, dass andere vollkommen sein möchten, und unsere eigenen Fehler verbessern wir doch nicht.
3. Wir fordern, andere sollen mit aller Strenge gebessert werden, und wir selbst wollen uns nicht bessern lassen. An anderen missfällt uns die allzu große Freiheit, und wir selbst wollen uns nicht abschlagen lassen, was wir begehren. Wir wollen, andere sollen durch Gesetze eingeschränkt werden, wir aber leiden nicht den geringsten Zwang. Daher ist es offenbar, dass wir unseren Nächsten selten wie uns selbst ansehen. Wenn alle vollkommen wären, was hätten wir alsdann von anderen für Gott zu leiden?
4. Nun hat es aber Gott so gefügt, damit einer des anderen Last tragen lerne, weil niemand ohne Fehler, niemand ohne Last ist. Niemand ist sich selbst genug, niemand sich selbst ganz weise; sondern wir müssen einander übertragen, einander trösten, einander zu Hilfe kommen, einander unterrichten und ermahnen. Wie weit aber jemand in der Tugend gekommen ist, das sieht man zur Zeit der Widerwärtigkeit viel besser. Denn die Gelegenheiten machen den Menschen nicht erst gebrechlich, sie zeigen nur an, wie er beschaffen ist. Gebet O Maria, Mutter der schönen Liebe, erbitte mir die wahre Gottes- und Nächstenliebe.
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