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Aktuelle Version vom 29. November 2011, 18:44 Uhr
Das Buch Baruch
Kapitel 5
1 Lege ab, Jerusalem, dein Gewand der Trauer und des Elends, und zieh den Schmuck der Gottesherrlichkeit für immer an! 2 Lege dir den Mantel der göttlichen Huld um, setze auf dein Haupt die Krone der Herrlichkeit des Ewigen! 3 Denn Gott will dem ganzen Erdkreis unter dem Himmel deinen Glanz zeigen. 4 Ja, von Gott wird für immer dein Name genannt »Segen der Gerechtigkeit« und »Ruhm der Frömmigkeit«. 5 Erhebe dich, Jerusalem, steige auf die Höhe, wende deinen Blick nach Osten und sieh deine Kinder, gesammelt vom Untergang der Sonne bis zum Aufgang durch das Wort des Heiligen, voll Freude, daß Gott ihrer gedacht hat! 6 Denn zu Fuß zogen sie fort von dir, von Feinden weggetrieben; Gott aber führt sie zu dir zurück, ehrenvoll getragen wie in einer königlichen Sänfte. 7 Ja, Gott hat befohlen, jeder hohe Berg und die ewigen Hügel sollen sich senken und die Täler zu ebenem Land sich heben, damit Israel unter der Herrlichkeit Gottes sicher einherziehen könne. 8 Auch die Wälder und jede Art von Duftgehölz spenden auf Gottes Geheiß Israel Schatten. 9 Denn Gott selbst geleitet Israel zu dessen Wonne durch das Licht seiner Herrlichkeit mit erbarmender Huld, die von ihm (ausgeht).
BRIEF DES JEREMIAS
Abschrift eines Briefes, den Jeremias an die vom König der Babylonier zur Wegführung nach Babylon bestimmten Gefangenen gesandt hat, um ihnen mitzuteilen, was ihm von Gott aufgetragen war. 1 Wegen der Sünden, die ihr vor Gott begangen habt, werdet ihr von Nebukadnezar, dem König der Babylonier, gefangen nach Babylon weggeführt werden. 2 Wenn ihr alsdann nach Babylon gekommen seid, werdet ihr dort viele Jahre und eine lange Zeit, bis zu sieben Generationen, bleiben müssen; danach aber werde ich euch von dort wohlbehalten zurückführen. 3 Nun werdet ihr in Babylon Götzen von Silber, Gold und Holz sehen, die auf den Schultern getragen werden und den Heiden Furcht einflößen. 4 Hütet euch dann, daß nicht auch ihr den Fremden gleich werdet, und daß nicht auch euch Furcht vor ihnen erfaßt, 5 wenn ihr die Volksmenge vor und hinter ihnen sie anbeten seht! Denkt vielmehr still für euch: »Dir allein, Herr, gebührt Anbetung!« 6 Denn mein Engel ist bei euch; er wird auf euer Leben achten.
Menschliches Machwerk
7 Ihre Zunge wurde von einem Handwerker angefertigt, sie selbst sind vergoldet und versilbert, sind daher Truggebilde und können nicht reden. 8 Wie für ein putzsüchtiges Mädchen nehmen (die Künstler) Gold 9 und fertigen Kronen für die Häupter ihrer Götzen. Manchmal aber entwenden die Priester ihren Götzen Gold und Silber und verbrauchen es für sich selber. 10 Ja, sie geben davon sogar den Dirnen im Freudenhaus. Sie schmücken diese - die silbernen, goldenen und hölzernen Götzen - nach Menschenart auch mit Gewändern. 11 Doch können sie sich vor Rost und Wurmfraß nicht schützen. Wenn sie auch mit einem Purpurgewand umhüllt sind, 12 müssen sie sich doch ihr Gesicht abwischen lassen wegen des Staubes, der im Tempel entsteht und in Menge auf ihnen liegt. 13 Sogar ein Zepter trägt (der Götze) wie ein Machthaber im Land, kann aber niemand töten, der sich gegen ihn verfehlt. 14 Er trägt ein Schwert oder ein Beil in der Rechten, vermag aber weder aus Kriegsnot noch aus Räubergefahr sich zu retten. Daraus ist zu erkennen, daß sie keine Götter sind. Fürchtet euch also nicht vor ihnen!
Dem Verfall preisgegeben
15 Ja, wie ein zerbrochenes Tongefäß unbrauchbar wird, 16 so steht es auch mit ihren Götzen. Während sie in den Tempeln aufgestellt sind, werden ihre Augen voll Staub, (der) von den Füßen der Eintretenden (aufgewirbelt wird). 17 Und wie bei einem (Verbrecher), der sich gegen den König vergangen hat, die Höfe ringsum verschlossen werden, weil er zum Tode geführt werden soll, so sichern die Priester deren Tempel mit Türen, Schlössern und Riegeln, damit sie nicht von Räubern gestohlen werden. 18 Sie zünden ihnen Lichter an, und zwar mehr als für sich selbst; jene aber vermögen keines davon zu sehen. 19 Sie gleichen einem Balken am Tempel; ihr Inneres, so erzählt man, wird zerfressen. Vom Gewürm, das aus der Erde hervorkriecht und sie samt ihrer Gewandung zernagt, merken sie nichts. 20 Ihr Gesicht wird geschwärzt vom Rauch im Tempel. 21 Auf ihren Leib und ihren Kopf fliegen Fledermäuse, Schwalben und andere Vögel. In gleicher Weise verhalten sich auch die Katzen. 22 Daraus könnt ihr ersehen, daß sie keine Götter sind. Fürchtet euch also nicht vor ihnen!
Leblos
23 Wenn man vom Gold, das ihnen zur Verzierung aufliegt, den Rost nicht entfernt, dann glänzen sie nicht. Nicht einmal, als sie gegossen wurden, fühlten sie das. 24 Um jeden Preis wurden sie gekauft, obwohl sie keinen Lebensodem besitzen. 25 Der Füße nicht mächtig, werden sie auf den Schultern getragen und offenbaren so den Menschen ihren eigenen Unwert. Aber auch ihre Diener müssen sich schämen; 26 denn (der Götze) muß von ihnen aufgestellt werden, damit er nicht zu Boden fällt, und wenn ihn jemand aufrecht hinstellt, kann er sich weder von selbst bewegen noch auch, falls er in eine schiefe Lage gerät, sich wieder gerade aufrichten. Wie Toten werden ihnen vielmehr die Gaben vorgesetzt. 27 Mit ihren Opfern aber treiben ihre Priester Mißbrauch und verkaufen sie. Desgleichen pökeln ihre Frauen davon ein; doch einem Armen oder Elenden geben sie nichts. 28 Sogar vom Blutfluß Unreine und Wöchnerinnen berühren ihre Opfer. Da ihr nun aus all dem erkennt, daß sie keine Götter sind, so fürchtet euch nicht vor ihnen!
Machtlos
29 Wie könnte man sie Götter nennen? Bereiten doch sogar Frauen den Opfertisch für die silbernen, goldenen und hölzernen Götzen! 30 Und in ihren Tempeln hocken die Priester mit zerrissenen Gewändern, mit geschorenen Köpfen und Bärten und mit entblößtem Haupte. 31 Sie heulen und schreien vor ihren Götzen, wie manche es beim Totenmahle tun. 32 Von ihrer Gewandung nehmen die Priester und kleiden damit ihre Frauen und Kinder. 33 Ob ihnen Böses von jemand widerfährt oder Gutes, sie sind nicht imstande, es zu vergelten. Einen König können sie weder einsetzen noch absetzen. 34 Ebensowenig können sie Reichtum oder Geld verleihen. Hat ihnen jemand ein Gelübde gemacht und hält es nicht ein, so bestehen sie nicht darauf. 35 Sie können keinen Menschen vom Tode erretten, noch einen Schwachen dem Starken entreißen. 36 Einem Blinden können sie nicht zum Augenlicht verhelfen und einen Notleidenden nicht retten. 37 Der Witwe erbarmen sie sich nicht, dem Verwaisten helfen sie nicht. 38 Den Steinen aus dem Gebirge gleichen sie, diese hölzernen, vergoldeten und versilberten Götzen. Wer sie verehrt, wird beschämt. 39 Wie kann man da glauben oder behaupten, daß sie Götter seien?
Wertloser Kult
40 Sogar die Kaldäer selbst rauben ihnen ihr Ansehen. Sooft sie nämlich einen Stummen, der nicht reden kann, sehen, bringen sie den Bel herbei und begehren, daß jener die Sprache erlange, als ob er etwas vernehmen könnte. 41 Und obwohl sie dies wissen, können sie sich von ihnen nicht lossagen; sie haben ja kein Verständnis. 42 Die Frauen aber sitzen, mit Schnüren umwunden, an den Wegen und räuchern Kleie. 43 Sobald nun eine aus ihnen von einem Vorübergehenden mitgenommen wurde und sich ihm hingegeben hat, verspottet sie ihre Nachbarin, daß diese nicht gleich ihr für würdig befunden und ihre Schnur noch nicht zerrissen wurde. 44 Trug ist alles, was bei ihnen geschieht! Wie kann man da glauben oder behaupten, daß sie Götter seien?
Hilflose Dinge
45 Von Handwerkern und Goldschmieden sind sie verfertigt; es kommt nichts anderes heraus, als was die Künstler aus ihnen machen wollten. 46 Ihre Hersteller erreichen selbst kein hohes Alter; 47 wie sollte das erst bei ihren Werken der Fall sein? Ja, sie hinterlassen ihren Nachkommen nur Trug und Schande. 48 Denn sooft Krieg und Unheil über sie (die Götzen) hereinbrechen, beraten sich die Priester untereinander, wo sie sich mit ihnen verstecken können. 49 Wie sollte man da nicht merken, daß sie keine Götter sind, wenn sie sich selbst weder aus Krieg noch sonst einem Unheil zu retten vermögen? 50 Denn da sie nur hölzerne, vergoldete und versilberte Dinge sind, wird man von ihnen später erkennen, daß sie nur Truggebilde darstellen. Allen Völkern und Königen wird es offenbar werden, daß sie keine Götter sind, sondern Werke von Menschenhänden, und daß ihnen keine göttliche Wirkkraft innewohnt. 51 Wem kann da unbekannt bleiben, daß sie keine Götter sind?
Völlig wertlos
52 Sie können weder einen König über ein Land einsetzen noch den Menschen Regen senden. 53 Auch können sie ihnen keinen Rechtsfall schlichten noch einen ungerecht Behandelten retten, da sie machtlos sind 54 wie die Krähen zwischen Himmel und Erde. Wenn schließlich den Tempel der hölzernen, vergoldeten und versilberten Götzen Feuer ergreift, dann fliehen zwar ihre Priester und retten sich, sie selber aber brennen darin wie die Balken. 55 Keinem König und keinem Feind können sie widerstehen. 56 Wie kann man da annehmen oder glauben, daß sie Götter sind?
Nichtiger als alle Geschöpfe
Weder vor Dieben noch vor Räubern vermögen sie sich zu retten, diese hölzernen, versilberten und vergoldeten Götzen. 57 Wer sich ihrer bemächtigt, hebt das Gold und Silber ringsum weg, nimmt noch die Gewänder mit, die ihnen umgelegt waren, und entfernt sich, ohne daß jene sich selber helfen können. 58 Darum ist es besser, ein König zu sein, der seine eigene Stärke zu zeigen vermag, oder ein nützliches Hausgerät, das der Besitzer gebrauchen kann, als solche falschen Götter; besser auch eine Tür im Hause, die das, was drinnen ist, schützt, als solche falschen Götter; besser endlich eine hölzerne Säule im Königspalast als solche falschen Götter. 59 Sonne, Mond und Sterne, strahlende Wesen und zum Nutzen bestellt, gehorchen willig. 60 Ebenso ist auch der Blitz, wenn er aufleuchtet, herrlich anzusehen; desgleichen weht der Wind in jedem Land. 61 Und wenn den Wolken von Gott befohlen wird, über die ganze Erde dahinzuziehen, so vollführen sie den Auftrag. 62 Auch das Feuer, von oben ausgesandt, um Berge und Wälder zu verzehren, erfüllt den Befehl. Jene (Götter) aber kommen ihnen weder an Schönheit noch an Kraft gleich. 63 Daher kann man weder glauben noch behaupten, daß sie Götter seien, da sie nicht imstande sind, Gericht zu halten oder den Menschen wohlzutun. 64 Da ihr also wißt, daß sie keine Götter sind, so fürchtet euch nicht vor ihnen!
Ohne göttliche Macht
65 Sie können Königen weder fluchen noch sie segnen. 66 Auch können sie unter den Völkern keine Zeichen am Himmel erscheinen lassen, können nicht strahlen wie die Sonne noch leuchten wie der Mond. 67 Die Tiere sind besser daran als sie, da sie sich durch Flucht an einen schützenden Ort retten können. 68 In keiner Weise ist es uns also klar, daß sie Götter sind; darum fürchtet euch nicht vor ihnen!
69 wie eine Vogelscheuche im Gurkenfeld, die nichts bewacht, so sind ihre Götzen, die hölzernen, vergoldeten und versilberten. 70 Ebenso gleichen sie einem Dornstrauch im Garten, auf den sich jeder beliebige Vogel niedersetzt. Endlich gleichen ihre hölzernen, vergoldeten und versilberten Götzen einem Leichnam, der ins Dunkel geworfen wird. 71 Auch am Purpur und Byssus, der auf ihnen vermodert, kann man erkennen, daß sie keine Götter sind. Zuletzt werden sie selbst zerfressen und bilden eine Schmach im Lande. 72 Besser also ist ein gerechter Mensch daran, der keine Götzenbilder hat; denn er wird der Schmach enthoben sein.
Fußnote
5,5: Die zweite Strophe beginnt ähnlich wie die erste in 4,36f. • 7: Vgl. Jes 40,3-5. • 8: Jes 55,12f. Vers 1-72: In der Vulgata Baruch 6 genannt. • 2: Zeitangaben sind unbestimmt, Jer 25,11; Jer 29,10 nennt 70 Jahre. • 28f. Unreine und Frauen sind vom Kult des AT ausgeschlossen. • 40: »Kaldäer« ist hier nicht mehr Volksname, sondern Bezeichnung für die Beschwörungspriester. »Bel« (Herr) wurde der Stadtgott Babylons, Marduk, genannt. • 42f: Auch Herodot schildert ähnlich die Tempelprostitution. - Weitere Kapitel: 01 | 02 | 03 | 04 |
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